nlass meines Beitrages sind die Ereignisse rund um die geplante Blockade, die eigentlich nur symbolisch stattfand. Die Polizei hatte dies den Akteuren abgenommen - durch einen weiträumig um die EZB errichteten Stacheldrahtzaun, hohe Präsenz, sowie durchgängige Polizeikette am geplanten Blockadeort hinter dem Zaun. (Schildern kann ich natürlich nur das, was ich selbst gesehen habe.)
Noch im Dunkeln brachen weit über hundert Leute zu der mehrere Kilometer entfernt liegenden Blockadestelle nahe der EZB auf. Bereits nach wenigen hundert Metern begannen einige mittels Knallkörpern und Stöcken, die sie an Zäune und vermutlich Autokarossen schlugen (dem Klang nach), zu lärmen. Ein paar hundert Meter weiter wurde der erste Müllcontainer angezündet, der kurze Zeit später von der Feuerwehr gelöscht wurde. Als man in Laufschritt überging, ließ ich mich zurückfallen. Der weitere Weg war durch wiederholt eingeschlagene Scheiben, vor allem bei Haltestellen-Unterständen, zu erkennen. Schließlich wies eine schon von weitem sichtbare Rauchwolke, die von einer Reihe angezündeter Autoreifen stammte, den Weg. In unmittelbarer Nähe des Blockadepunktes standen ein schon ausgebrannter PKW und ein attackierter Polizei-Kombi-PKW. Bis hierher (ca. 7:30 Uhr) war zu sehen, dass Löscheinsätze der Feuerwehr stattgefunden hatten. Im Laufe des weiteren Vormittages wurden noch an verschiedenen Stellen Müllcontainer angezündet, ohne dass sich irgendjemand um ihre Löschung gekümmert hätte. So hielt es offenbar auch die überall vorhandene Polizei nicht für nötig, die Feuerwehr zu rufen. Im Gegenteil beobachtete ich an einer Stelle, wie eine – zahlenmäßig kleinere Gruppe – der Polizei zuschaute, wie eine unweit befindliche Gruppe von Demonstranten zwei Müllcontainer in Brand setzte. Erst als die Demonstranten weiterzogen, ging auch der Polizeitrupp weiter. Ca. 20 Meter weiter griffen sie sich dann – offenbar wahllos – einen Demonstranten aus der Gruppe, den sie gerade greifen konnten. (Vermutlich nach Feststellung der Personalien und wegen des Protestes einiger in der Nähe stehender Bürger ließen sie ihn nach kurzer Zeit wieder frei.) Wenn ich die Ereignisse am Vormittag relativ ausführlich geschildert habe, dann zur Begründung meiner Meinung.
Ich habe volles Verständnis, wenn Menschen durch die gegen sie gerichtete Gewalt von Politik und Wirtschaft (die oft bis zum Selbstmord der Betroffenen führt) so frustriert sind, dass sie ebenfalls zu Gewalt (gegen Sachen!) greifen.
Die Ausübung von Gewalt durch Demonstranten ist aber in jedem Fall aus drei Gründen destruktiv:
- Einmal werden die zerstörten Sachen (hier konkret Autos und Müllcontainer) wieder ersetzt. Damit wird – wenn auch in geringem Maße – diese gehasste Wirtschaft noch gestützt.
- Zweitens muss der Schaden durch die Zivilgesellschaft ersetzt werden, oder – was noch schlimmer ist – die dadurch geschädigten Bürger. (Der abgefackelte PKW hat mit Sicherheit keiner Führungskraft aus Wirtschaft oder Politik gehört – aber was, wenn er z.B. jemandem gehört hat, der ihn dringend zu seiner Existenzsicherung bzw. der seiner Familie benötigt?)
- Drittens werden solche Aktionen kaum dazu führen, Sympathie in der Bevölkerung oder gar neue Aktivisten für die Bewegung zu gewinnen. Im Gegenteil, sie helfen Politik und Wirtschaft durch mehr oder weniger korrekte Berichterstattung, Aktionen und Bewegung zu diskreditieren.
Kritik – die sicher nicht in den Massenmedien erscheint – ist auch an der Gegenseite berechtigt.
- Ich hatte oben schon erwähnt, dass ab etwa 7:30 Uhr keinerlei Brände mehr gelöscht wurden. Das ist in meinen Augen ein Skandal. Damit haben die Polizei (vor Ort) und die Stadtverwaltung zugelassen, dass stundenlang durch brennende Plaste-Müllcontainer entstandene giftige Gase durch die Stadt ziehen.
- Laut offizieller Berichterstattung haben einige Polizisten leichte Gesundheitsschäden durch Pfefferspray erlitten – suggerierend, dass dafür Demonstranten verantwortlich sind. Meines Wissens hat nur die Polizei Pfefferspray eingesetzt. (Da Pfefferspray nur aus der Nähe und – um Mitdemonstranten nicht zu gefährden – nicht aus der Menge heraus eingesetzt werden kann, würde sein Einsatz zweifellos zur sofortigen Festnahme führen.) Damit dürfte die Polizei für diese Schäden – vermutlich durch Nichtbeachtung der Windrichtung – selbst verantwortlich sein.
- Im Übrigen sind eine ganze Reihe von Demonstranten mehr oder weniger stark durch den Pfefferspray-Einsatz der Polizei geschädigt worden. Ich selbst habe einen Demonstranten aus der Menge herausgeführt, weil er Pfefferspray in die Augen bekommen hat und dadurch zeitweise kaum sehen konnte.