Aus der Praxis – Fußball-Aktionen im CVJM Jugendcafé in Leipzig
Jugendliche in Jugendclubs für globale Themen zu begeistern, ist kein leichtes Unterfangen, das weiß arche noVa Referentin Kathrin Damm. Ein halbes Jahr lang besuchte sie wöchentlich das Jugendcafé des CVJM Leipzig. Auch wenn dort Globales Lernen und Nachhaltigkeit konzeptionell vorgesehen sind, heißt das nicht, dass alle Jugendlichen gerade darauf warten. Anderes steht im Vordergrund: Schulprobleme, Freunde, Stress in der Familie, cool sein zu müssen – manchmal haben sie auch einfach Hunger. Essen zieht immer – diese Aussage der Jugendclubmitarbeiter*innen hat sich nicht nur hier bewahrheitet. Kochaktionen kamen in allen am Projekt beteiligten Jugendeinrichtungen gut an. Dass Kathrin nebenbei auch noch über Themen wie Kinderarbeit in der Kakaoherstellung oder den Klimaeffekt von Fleisch ins Gespräch kommt, sieht leicht aus – ist es aber nicht. Zunächst muss man sich Respekt und Vertrauen der Jugendlichen verdienen, ihre Sprache sprechen und herausfinden, wofür sie sich interessieren. Themen wie Essen, Kleidung oder das allgegenwärtige Handy bieten Ansatzpunkte, um auf Globales zu kommen – aber Spaß muss es machen. Da sind Kreativität und Einfühlungsvermögen und Durchhaltevermögen gefragt – zum Beispiel wenn am groß angekündigten Fotowettbewerb einfach niemand teilnimmt. Dafür gibt es aber auch Highlights wie das Fußballquiz im CVJM. Hier hatte es einige Mädels dann doch richtig gepackt. Sie bastelten nicht nur ein richtig schönes Quizbrett, sondern führten das Quiz bei der Party zum WM-Endspiel auch noch mit den Gästen aus anderen Leipziger Jugendclubs durch.
Herausforderungen für Globales Lernen in der offenen Arbeit
Für uns ist das Feld der Offenen Jugendarbeit neu und ungemein spannend. Bisher waren wir eher im schulischen Rahmen unterwegs. Kurz gesagt: Mit so viel Freiheit müssen wir erst einmal umgehen lernen. Neben dem freiwilligen und offenen Setting und der hohen Fluktuation in Jugendhäusern fordert uns vor allem der Spagat zwischen Spaß und einer inhaltlichen Auseinandersetzung. Hier ist genau der richtige Moment, die richtige Ansprache, Beziehung und Dosis gefragt. Gelingen kann es, wenn die Themen der Angebote an die Lebenswelt der Jugendlichen anknüpfen und ihre Form und Methodik deren Bedürfnisse berücksichtigen. Auch muss die durchführende Person selbst überzeugt sein und in gutem Kontakt zu den Jugendlichen stehen.
So gelingt´s – didaktische Erkenntnisse
Externe Angebote brauchen die Unterstützung des Clubs – regelmäßige gemeinsame Reflexion ist wichtig. Die Angebote sollten in das Konzept der Einrichtung eingebunden sein und nicht zu Parallelangeboten in Konkurrenz stehen. Kennenlernen mit den Jugendlichen ist keine abgeschlossene Phase. Immer wieder braucht es Zeit und Ruhe, ein offenes Ohr für den/die Einzelne. Dabei sollten Referent*innen auch etwas von sich „blicken lassen“. So ist es möglich, Themen und Bedürfnisse der Jugendlichen herauszuhören und sich daran bei der Planung von Angeboten zu orientieren. Jugendliche in die Planung und Ausführung von Angeboten einzubeziehen, erhöht die Motivation, ermöglicht bessere Passung und das Lernen von Verantwortung. Besonders wirksam ist, wenn Jugendliche etwas für andere Jugendliche – vielleicht einer anderen Einrichtung – oder auch die Eltern erarbeiten und anbieten. So erleben sie sich als Expert*innen. Durch die hohe Fluktuation eignen sich Methoden, die offene Ein- und Ausstiege ermöglichen. Jugendliche entscheiden selbst, ob und wie stark sie sich einbringen wollen. Im Gegensatz dazu haben auch geschlossene Angebote mit Anmeldung – wie Exkursionen oder Übernachtungsangebote – Sinn. In einem begrenzten Rahmen bildet sich eine feste Gruppe, die sich und dem Thema besonders nahe kommen kann. Oft stellen wir in den Angeboten etwas her, das man mit nach Hause nehmen oder direkt verzehren kann – ein klarer Mehrwert für die Produktorientierung der Kids. Wettbewerbe sind sehr beliebt, besonders wenn es Preise gibt. Auch die Anerkennung der Referent*in oder der Gruppe ist dabei ein Anreiz. Wichtig sind Wiederholungen und Reflexionen, um die einzelnen Angebote miteinander in Bezug zu setzen, Erfolgserlebnisse durch „richtig“ angebrachtes Wissen zu ermöglichen und auch Neueingestiegene zu integrieren. Dem dient eine gute Visualisierung der Angebote in der Einrichtung – ein Poster, eine Skulptur oder auch der selbstgemachte Vegi-Burger im Tresenangebot. Wichtig ist auch die Funktion von „Wortführer*innen“. Gelingt es solche Kids ins Boot zu holen, überzeugen diese dann weitere Jugendliche. Schließlich sollte man die Unplanbarkeit planbar machen – mit einem guten „Plan B“ in der Tasche. Dies sehen wir als klaren Vorteil von festen Mitarbeiter*innen der Jugendhäuser – sie können immer und spontan reagieren.
Wissen weitergeben und vernetzen
arche noVa organisiert Vernetzungstreffen von Trägern des Globalen Lernens in Sachsen zum Thema außerschulische Jugendarbeit. Hier können sich Akteur*innen über ihre Erfahrungen austauschen und Fragen vertieft bearbeiten. Beim nächsten Treffen am 8. Juli in Dresden steht Anke Miebach-Stiens, Geschäftsführerin der AGJF Sachsen e.V. als Gesprächspartnerin zur Verfügung, wenn es darum geht, wie man seine Angebote erfolgreich in Jugendclubs präsentiert.
Die Globalize Me – Methodenbox zum Globalen Lernen in der Offenen Jugendarbeit ist ab sofort bei arche noVa ausleihbar.
Einen Methodenworkshop zur Box bietet das Globalize Me Team am 17. September 2015 in Dresden über den PARITÄTISCHEN Sachsen an. Mehr Informationen unter: arche-nova.org/globalize-me