Vorteile vom Freihandel haben zunächst die Besitzenden von viel Kapital. Sie können ihre Produktion dorthin verlegen, wo sie die größten Gewinne erwarten. Das ist dort, wo sie die niedrigsten Löhne, Steuern und Sozialabgaben bezahlen müssen, wo die Umwelt- und Sozialauflagen am niedrigsten sind, wo sie die größten Subventionen erhalten, wo die benötigte Infrastruktur am günstigsten zur Verfügung steht usw. Sie können dort produzieren und gleichzeitig in die Länder exportieren, wo die Produktionskosten pro Stück höher wären, ohne dass ihre Produkte durch Zölle oder sonstige Abgaben teurer würden und ohne, dass der Verkauf durch sonstige Auflagen, wie Umwelt- und Sozialstandards, eingeschränkt wird. Und selbst, wenn sie die Produktion nicht verlagern, so können sie durch den Freihandel ohne Probleme einen größeren Markt beliefern. Dadurch können sie die Einmalkosten auf mehr Produkte aufteilen. Auch dies erhöht ihren Gewinn. Zusätzlich können sie die Beschäftigten in den verschiedenen Ländern und die verschiedenen Standorte gegeneinander ausspielen. Sie können Zugeständnisse verlangen, damit die Produktion an einer bestimmten Stelle bleibt oder dorthin verlagert wird. So können ihre Kosten gesenkt werden. Das funktioniert natürlich nur, wenn sie sicher sind, dass nicht doch Umwelt- und Sozialauflagen eingeführt oder verbessert werden oder sie sonst für kriminelle Handlungen zur Rechenschaft gezogen werden. Deshalb wird dies in den neueren Freihandelsverträgen ausgeschlossen. Auch wollen sie mit Patentschutzklauseln sichern, dass sie und nicht ihre Konkurrenz diese Profite erzielt. Und noch günstiger ist es für sie, wenn sie kein Kapital anlegen müssen und trotzdem Millionengewinne machen können. Dafür dienen die Schiedsverfahren. Bei ihnen verklagen die wirtschaftlich Mächtigen Staaten und damit die steuerzahlende Bevölkerung auf Zahlungen von hunderten Millionen oder gar Milliarden Dollar bzw. Euro. Freihandel ist somit für sie eine Möglichkeit, mit möglichst geringem Einsatz einen möglichst großen Gewinn zu erzielen. Sie nutzen ihre wirtschaftliche Macht auch, um Freihandel mit Freiheit, freiem Austausch und Offenheit zu verknüpfen.
Ebenfalls viele Vorteile im Freihandel sehen Beschäftigte in der Exportwirtschaft. Sie erwarten, dass bei den Gewinnen der Konzerne auch etwas für sie abfällt. Sie nehmen an, dass die Produktionsmenge in dem Betrieb, in dem sie arbeiten, erhalten bleibt oder sogar ausgebaut wird, wenn neue Märkte beliefert werden können, selbst wenn die Binnennachfrage schwächelt. So wollen sie ihre Erwerbsarbeitsplätze und damit ihren Lebensunterhalt sichern.
Ähnliches gilt für viele international arbeitende Personen, wie Freiberufler oder Personen mit befristeten aber gut bezahlten Arbeitsverträgen. Weil sie ein deutlich höheres Einkommen besitzen als die Durchschnittsbevölkerung und deshalb auch einen anderen Lebensstil haben, fühlen sie sich unmittelbar mit den wirtschaftlich Mächtigen verbunden, selbst wenn deren Einkommen noch einmal deutlich höher ist. Und schließlich haben sie die Verknüpfung von Freihandel mit ihrer Lebensweise verinnerlicht.
Viele Schnäppchenjäger*innen sind ebenfalls für Freihandel. Sie wollen möglichst geringe Preise und hoffen, dass durch den Freihandel die Preise sinken. Für sie sind die Qualität der Produkte und die Herstellungsbedingungen uninteressant.
Das gilt analog für diejenigen, die sich andere Produkte mit höheren Preisen schlicht nicht leisten können. Sie haben nur ein geringes Einkommen. Auch die Möglichkeit, sich allein oder in Zusammenarbeit mit anderen Personen weitestgehend selbst zu versorgen und deshalb vom Kauf unabhängig zu sein, wurde ihnen entzogen. Dazu wurden ihnen die benötigten Ressourcen entzogen. Selbst bzw. lokal erzeugte Produkte gelten außerdem als schlechter als Markenprodukte.
Wegen der Verknüpfung mit Freiheit, freiem Austausch und Offenheit wird Freihandel von vielen Personen auch als Gegengewicht gegen Nationalismus betrachtet. Es wird vermittelt, wer gegen Freihandel ist, wäre für Nationalismus und würde auf Kosten anderer leben wollen. So werden Leute für Freihandel gewonnen, die eigentlich für ein solidarischeres Leben sind. Und wenn diese Werbung für Freihandel nicht verfängt, besteht wenigstens die Möglichkeit, dass die Menschen Nationalismus als Gegengewicht gegen den Freihandel ansehen und deshalb für Nationalismus empfänglicher sind.
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