Sie hängt nach der Hochzeit vollständig von der neuen Familie ab, was im Normalfall bis zur tagtäglichen Einmischung in den Haushalt geht. Das entsprechende Dokument über die Bezahlung des Brautgeldes ist die Voraussetzung für eine traditionelle oder standesamtliche Eheschließung. Später kann sich die Frau nur dann scheiden lassen, wenn ihre Familie das Brautgeld zurückzahlen kann, was fast nie möglich ist. Dafür kann der Mann die Frau immer zwingen, den Haushalt zu verlassen. In der Regel verdient der Mann das Geld und gibt nach Gutdünken der Frau das Haushaltsgeld. Die Mehrzahl der Ehen wird traditionell geschlossen. Das bedeutet, dass nach dem Ableben des Mannes, oft sind sie bei Eheschließung erheblich älter als die Frauen, das gesamte Eigentum der bisherigen Familie an die Familie des Mannes zurückfällt. Die Frauen werden aus ihrem Haus vertrieben, mit oder ohne Kinder. Das bedeutet für sie die absolute Verelendung. Nur im Falle einer zivilrechtlichen Eheschließung behält die Frau das gemeinsame Eigentum. Egal ob traditionelle oder standesamtliche Eheschließung, der Mann ist immer offiziell Chef der Familie. Die Konsequenz: Ohne seine Genehmigung darf sie nicht arbeiten oder ein Konto eröffnen. Von der Frau wird eheliche Treue erwartet, für den Mann ist es dagegen normal, offiziell oder inoffiziell mehrere Nebenfrauen zu haben. Er kann auch eines Tages kommen und sagen hier ist meine andere Frau, sie lebt jetzt hier mit uns. Aus Angst auf der Straße leben zu müssen, wird die erste Frau nicht dagegen aufbegehren. Ein leider besonders gravierendes Beispiel zur Situation der Frauen sind im im Osten der DR Kongo die seit Jahren anhaltenden Vergewaltigungen von Frauen. Niemand kennt heute die Anzahl der vergewaltigten Mädchen und Frauen.
Kann in dieser Situation, die Kultur etwas verändern? Natürlich verändert weder eine Skulptur noch eine Gemälde etwas. Aber die Gesamtheit künstlerischen Schaffens hilft auf lange Sicht, Veränderungen zu erreichen. Allen voran die Musik. Zwar nicht jene Musik, die in allen andern Ländern der Welt gespielt wird, sondern der kongolesische Rumba. Zwar behandeln noch immer viele Lieder Liebe, Herz, Schmerz, aber es gibt auch viele Sänger und Sängerinnen, die die soziale und rechtliche Lage der Frauen thematisieren. Auch die Massenmedien bringen Beiträge zu der miserablen sozialen Situation der Frauen. Das geschieht vor allem anlässlich des 8. März, der im Kongo einen ganzen Monat andauert, aber auch darüber hinaus. Auch freie Theatergruppen bringen dieses Thema immer wieder zur Sprache. Aber dennoch ist das alles zu wenig. Ich selbst versuche mit meiner Malerei dieses Thema aufzugreifen. Alle das Schlechte, was einer kongolesischen bzw. afrikanischen Frau zustoßen kann, habe ich auf die Gestalt des Teufels projiziert. Da dieser dank des Wirkens der mutigen Frau Cosette, die ich dem Roman von Victor Hugo „Die Elenden“ entnommen habe, erneut in den Himmel aufsteigt, ist die Erde, insbesondere die kongolesische bzw. afrikanische Frau, von ihm befreit und kann sich künftig frei entfalten, zum Nutzen ihres Landes, für ihre Familie und für sich selbst. In einem meiner Bilder, genannt „Schrei der Seelen“, habe ich mit verschiedenen Farben die Leiden der Elenden und die Schreie der rechtlosen Frauen dargestellt. Cosette und ich haben eine Lösung zur Beendigung dieser Situation mit folgenden Bild gefunden: „Der rote Rock“. Unter vielen Frauen in schwarz-weiß ist eine Frau mit einem roten Rock zu sehen, die arbeitet, die sich engagiert. Sie befreit sich und andere von ihrer Rechtlosigkeit und findet in demokratischen Verhältnissen ihre Zukunft. Jetzt gibt es die Gleichberech-tigung zwischen Mann und Frau. Dies alles geschah am 9.8.2013 am Tage der Eröffnung meiner Ausstellung in Lomé mit 30 Bildern zu diesem Thema. Diese Ausstellung, die mittlerweile auch in Leipzig zu sehen war, nannte ich eine „Neue Epoche“, weil dank des Engagements von Cosette, die Kongolesinnen, Afrikanerinnen und alle Frauen der Welt nicht mehr auf der Erde Höllenqualen erdulden müssen. (s. Website www.jovanie.info)
Gibt es Veränderungen zum Besseren? Ja, sie gibt es. Heute muss man vielleicht aus familiären Zwängen heraus traditionell heiraten, aber man muss es staatlicherseits nicht mehr. Nach meinen Beobachtungen wächst auch die Zahl der Ehen, die diese Möglichkeit nutzen.Das gesamte Leben im Kongo ist, wie überall in Afrika, einem Wertewandel unterworfen. Was gestern für die Familien und ihren Mitgliedern noch richtig war, ist heute bereits fraglich oder sogar falsch. Heute gibt es bereits viele engagierte und erfolgreiche Frauen im Wirtschaftsleben, aber sicherlich noch zu wenig Frauen in der Regierung, in den Ministerien oder in den Verwaltungen. Doch in diesen Prozessen des Wandels der Alltagskultur kommt der Kultur, die durch die Massenmedien, Musik, Theater und der bildnerischen Kunst getragen wird, eine zentrale Rolle zu.